Montag, 7. September 2015

Krisen, die keine sind, gegenderte Sprache, Respekt und die altbekannten Debatten

Eine Warnung vorweg: Das hier könnte ein Rant werden, es gibt da so ein paar Dinge, die mich stören. Auch als Autorin, aber vor allem als Mensch!

Als Angehörige der schreibenden Zunft beschäftige ich mich natürlich mit Sprache. Ich komme ja gar nicht darum herum, wenn ich den Charakter, aus dessen Sicht ich erzählen will, entsprechend darstellen mag. Wie man mit der Erzählstimme einen Charakter darstellt, darüber habe ich ja schon einmal gebloggt. Zum Blogartikel
Aber darum soll es heute nicht gehen, sondern um die Sprache als Alltagsinstrument, zum Transport von Informationen.
Sobald ich spreche oder schreibe gebe ich auch etwas über mich preis, das lässt sich nicht vermeiden. Mit den Worten, die ich wähle, zeige ich zum Beispiel meine Haltung.
Wenn ich von einem "Farbigen" spreche, stehe ich diesem anders gegenüber, als wenn ich von einem "Neger" oder gar einem "Nigger" spreche, auch wenn ich sonst an meinem Satz nichts ändere.
Und es gibt Worte, die mittlerweile einfach tabu sind, auch wenn sie früher nichts weiter als neutrale Worte waren. Sprache entwickelt sich und so entwickeln sich auch harmlose Worte mit der Zeit zu Schimpfworten oder eben davon weg.
Aber machen wir uns nichts vor: Die Sprache folgt gesellschaftlichen Entwicklungen, nicht anders herum.
Und genau deshalb geht mir das Gegendere auf Biegen und Brechen auf die Nerven. Wenn unsere Gesellschaft misogyn und männerdominiert ist, wird sich das nicht dadurch ändern, dass ich meine Geschäftsbriefe mit "Liebe Mitarbeitas" beginne. Wenn ich als Mann die Kollegin nicht respektiere, werde ich es auch dann nicht tun, wenn ich von "meiner Kollega" spreche, während ich meinen "Kollega", also den Mann weiterhin schätzen werde. Und auch wenn die Kollegin dann in der Sprache vielleicht eher repräsentiert ist, sie wird es merken, was ich von ihr halte, sie ist ja nicht dumm.
Das sind Nebenschauplätze, die vom eigentlichen Problem ablenken!
Ebenso wie etwas, das mir in letzter Zeit im Radio sehr stark aufgefallen ist. Als die Ersten davon brannten, sprachen viele Sprecher noch von "Flüchtlingsheimen". Jetzt wird eigentlich nur noch von "Asylbewerberunterkunft" gesprochen. Schön, wie vom eigentlichen Problem, dem braunen Pack, dem keiner Einhalt gebietet, abgelenkt wird.
Man kann mit solchen Kloppereien um die Sprache prima davon ablenken, dass das eigentliche Problem viel tiefer geht.
Deutschland braucht keinen erzwungenen Sprachwandel, nirgendwo, Deutschland braucht Akzeptanz. Egal ob es dabei um Frauen, um Asylbewerber, um nicht heterosexuelle Menschen oder um Ausländer geht.
Ich möchte am Arbeitsplatz nicht mit einem Kunstwort angesprochen werden, um mir nicht auf die Füße zu treten, ich möchte, dass die Kollegen  (damit sind selbstverständlich auch die Kolleginnen gemeint) sich darauf besinnen, wie man einem Menschen begegnet und mir genau so begegnen, dann ist es mir auch egal, wenn sie mich "Kollege" nennen!
 Gerade weil ich Autorin bin, sage ich das! So wie eine schöne Sprache einem Roman keine fehlende Handlung ersetzen kann, kann sie das im Alltag auch nicht!
Also lassen wir bitte das Herumhacken auf Nebenschauplätzen und wenden uns den eigentlichen Problemen zu! Und wer weiß, vielleicht gibt es dann eines Tages das große Erwachen, dass sich die "Probleme" der Nebenschauplätze erledigt haben.

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